Grundlagen der Diagnostik
- Chirurgische Entfernung des betroffenen Gewebes mit mikroskopischer Identifizierung des Parasiten.
- Häufig sind verkalkte Zysten auf Röntgenbildern oder Computertomographien (CT) zu sehen.
- Positive Serologie als Hinweis auf eine frühere Exposition gegenüber T. solium.
- Feinnadelaspiration der Zysten (charakteristische Zytomorphologie).
Allgemeine Überlegungen
Die Zystizerkose wird durch die Invasion von Gewebe durch die Larvenformen von T. solium verursacht, die als Cysticercus cellulosea bezeichnet werden, obwohl diese Bezeichnung taxonomisch nicht korrekt ist und zu Verwirrung führt. Bei einem Wirt, der mit dem erwachsenen T. solium infiziert ist, werden die Eier oder Proglottiden mit dem Stuhl ausgeschieden. Sobald die Eier oder Proglottiden entweder von Schweinen (Zwischenwirte) oder Menschen (End- und Zwischenwirte) aufgenommen werden, schlüpfen die Eier im Magensaft, so dass der Zystizerkus über die efferenten Mesenterialvenen aus dem Darm in die Streuherde wandern kann. Beim Menschen kann es auch zu einer Autoinfektion kommen, bei der die vom erwachsenen Darmwurm produzierten Eier schlüpfen und in das Darmepithel eindringen.
Die Zystizerkose, die durch das Larvenstadium von Taenia solium verursacht wird, ist in Deutschland relativ selten. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde zwischen 2009 und 2012 eine Prävalenz zwischen 0 % und 0,0023 % ermittelt. Man geht davon aus, dass die meisten menschlichen Fälle in Westeuropa importiert sind und die Infektionen außerhalb der Region erworben wurden.
Klinische Befunde
Anzeichen und Symptome
Die Symptome der Zystizerkose hängen mit dem Organ zusammen, in das die Zystizerken eingedrungen sind, sowie mit der Entzündungsreaktion, die als Reaktion auf die Larve auftritt. Im Gehirn kann die Zystizerkose eine Arachnoiditis oder chronische Meningitis verursachen, die mit Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen und kranialen Neuropathien einhergeht. Andere Erscheinungsformen sind obstruktiver Hydrozephalus mit Ataxie und Demenz, intrakranielle Vaskulitis mit fokalen neurologischen Zeichen und neuropsychiatrischen Veränderungen oder Masseneffekt mit Krampfanfällen, Kopfschmerzen oder fokalen neurologischen Defiziten. Darüber hinaus kann es zu einer Kompression des Rückenmarks mit Schwäche der unteren Gliedmaßen und Verlust der Darm- und Blasenkontinenz kommen. Zysten außerhalb des Zentralnervensystems treten in der Regel im Muskel auf, sind meist asymptomatisch und sterben schließlich ab, verkalken und können zufällig auf Röntgenbildern entdeckt werden. Gelegentlich verursachen Muskelzysten eine Pseudohypertrophie, die mit Myositis, hohem Fieber und Eosinophilie einhergehen kann. Zysten können auch in kritischen Organen (häufig Herz und Leber) auftreten, wo sie sich als Massenläsionen mit Schmerzen oder Obstruktionssymptomen zeigen.
Laborbefunde
Patienten mit Zystizerkose können eine leicht erhöhte Leukozytenzahl aufweisen, möglicherweise mit Eosinophilie. Bei Patienten mit Meningitis im Zusammenhang mit Neurozystizerkose kann die Untersuchung des Liquors entweder eine lymphozytäre oder eosinophile Pleozytose, Hypoglykorrhachie und erhöhte Proteine zeigen. Vor kurzem wurde ein serologischer Test für T. solium entwickelt, dessen Leistungsmerkmale jedoch noch validiert werden müssen. Falsch positive Ergebnisse wurden mit Infektionen durch andere Cestoden in Verbindung gebracht. Ein negativer serologischer Test schließt die Diagnose einer Zystizerkose nicht aus.
Bildgebung
Lebende Zysten, die mit Zystizerkose assoziiert sind, sind oft multipel und haben ein charakteristisches Erscheinungsbild auf CT-Scans oder Magnetresonanzbildern, und zwar sowohl verstärkende als auch nicht verstärkende unilokuläre Zysten. Patienten mit extraneurologischer Zystizerkose können schmerzlose subkutane Knötchen aufweisen, häufig an den Schienbeinen, die verkalkt sind und auf einfachen Röntgenbildern ein charakteristisches Aussehen haben.
Differenzialdiagnose
Patienten, die sich wegen der Symptome einer Infektion mit T. solium in ärztliche Behandlung begeben, tun dies in den meisten Fällen wegen der neurologischen Symptome, die mit der Neurozystizerkose einhergehen. Die häufigsten neurologischen Symptome sind Masseneffekte und Krampfanfälle (im Zusammenhang mit intraparenchymalen Läsionen), Hydrozephalus (im Zusammenhang mit intraventrikulären Zysten), chronische Meningitis (im Zusammenhang mit subarachnoidalen Zysten) und Rückenmarkskompression (aufgrund von Rückenmarkszysten). Die Differentialdiagnose jedes dieser Symptome würde den Rahmen dieser Erörterung sprengen, aber eine bösartige Erkrankung kann sich auf die gleiche Weise präsentieren und muss daher ausgeschlossen werden.
Komplikationen
Die viszerale Zystizerkose ist ebenfalls häufig asymptomatisch, kann aber lokale Strukturen behindern (z. B. Gallenwegsobstruktion bei hepatischer Zystizerkose). Die Neurozystizerkose kann zu bleibenden neurologischen Beeinträchtigungen, Koma oder sogar zum Tod führen.
In Deutschland umfasstdie Behandlung der Neurozystizerkose häufig den Einsatz von Kortikosteroiden, um die neurologischen Symptome zu lindern, die durch das Absterben des Parasiten entstehen. Bei chronischer Zystizerkose-Arachnoiditis oder -Enzephalitis können bis zu 32 mg Dexamethason pro Tag verabreicht werden, um das damit verbundene Hirnödem zu reduzieren.
Behandlung
Die Therapie der Zystizerkose umfasst einen chirurgischen Eingriff, wenn dies möglich und notwendig ist, in Kombination mit Praziquantel oder Albendazol (siehe Kasten 2). Die Therapie der Zystizerkose führt häufig zu einer Verstärkung der lokalen Entzündung und damit vorübergehend zu einer paradoxen Verschlimmerung der Symptome des Patienten. Es ist umstritten, ob Kortikosteroide bei Patienten, die wegen Neurozystizerkose behandelt werden, als Zusatztherapie eingesetzt werden sollten.
Prognose
Die Sterblichkeitsrate bei unbehandelter Neurozystizerkose liegt bei etwa 50 %, durch die Behandlung sinkt diese Rate jedoch auf 5-15 %.
Prävention und Kontrolle
Für die Prävention der Zystizerkose gelten die gleichen Leitlinien wie für die Prävention der T. solium-Infektion (Kasten 3).
Die Präventionsmaßnahmen in Deutschland konzentrieren sich auf strenge Hygienepraktiken, einschließlich regelmäßiges Händewaschen und angemessene sanitäre Einrichtungen, um die fäkal-orale Übertragung von T. solium-Eiern zu verhindern. Darüber hinaus gibt es routinemäßige Fleischbeschau-Protokolle zur Erkennung und Behandlung der Schweinezystizerkose, wodurch das Risiko einer Infektion des Menschen verringert wird.